Was soll mit dem Bau des Tunnelprojektes erreicht werden?
- Entlastung des Stadtgebietes vom Verkehr und den damit verbundenen Emissionen
- Entlastung der B 20/21 vom Schwerverkehr
- Trennung Ziel- und Quellverkehr vom Durchgangsverkehr
- Entlastung BGL4 vom Verkehr
- Beseitigung Unfallhäufigkeitsstrecke UH 23
Diese Punkte sind im Erläuterungsbericht als Begründung angegeben, inwieweit sich das tatsächlich realisieren lässt scheint fraglich
Betrachten wir die einzelnen Punkte und Ihren Bezug zu den bisher vorgebrachten Beschwerden der Bewohner an der Umgehungsstraße:
- Die Entlastung des Stadtgebietes scheint in bestimmten Bereichen möglich, führt dabei allerdings wieder zu Belastungen in anderen Bereichen. So wie das bei der oberen Stadt geschieht . Außerdem wird im Verkehrsgutachten von Maßnahmen der Stadt gesprochen, die erforderlich sind, um das Verkehrsaufkommen zu reduzieren. Was dann aber wiederum zur Verlagerung auf die Umgehungsstraße führt. Weshalb der Verkehrsgutachter dort nur eine Entlastung von 15% prognostizieren will.
- Entlastung der B21 vom Schwerverkehr
Das wäre ein gewichtiger und nachvollziehbarer Grund, wenn das Verkehrsgutachten stimmig wäre. Ist es aber nicht, deshalb wird das nicht passieren!
Das ist jetzt treffend und amtlich bewiesen durch die Straßenverkehrszählung 2010. Die SVZ 2010 hat ergeben, dass auf der Umgehungsstraße bei einem DTV-Wert von 20.190 Fahrzeugen je 24h ein Anteil von 7,4% Schwerverkehr ermittelt wurde, nämlich 1.498 LKW ab 3,5 to. Kann man auch im Internet unter http://www.baysis.bayern.de/content/verkehrsdaten/svz/strassenverkehrszaehlungen.aspx abrufen, geben Sie hier die B21, StBA Traunstein ein, und werten Sie die Zählstelle 82439122 aus, das ist an der Loferer Straße. Und diese Verkehrszählung fand auch im Jahre 2010 statt, als der Professor Dr.-Ing Kurzak diese Werte in seinem Gutachten -die teilweise mehr als 100% über dieser amtlichen SVZ liegen- ermittelt haben will.
Der Gutachter, der das Verkehrsgutachten für das Straßenbauamt erstellt hat, gibt hier auf der Loferer Straße Schwerverkehrszahlen von 3280 LKW an, was nachweislich nicht stimmt. Damit wäre eine Entlastung von 2.420 LKW täglich für die Lärmentlastung berechnet, die dann die Lärmminderung von 3,8 dB ergeben. Wenn aber eine jetzt tatsächlich nachgewiesene Belastung von ca. 1.500 LKW besteht, ergibt das eine Entlastung von nur 740 LKW und damit eine Lärmreduzierung von 1,8 dB
Hier können Sie das selbst errechnen, und genau diese Entlastung wird an der Umgehungsstraße eintreten, kein Deut mehr!
Noch einmal zur Berechnung zusammen gefasst: Laut SVZ 2010 wurden auf der Loferer Straße 20.190 Fahrzeuge gezählt, davon 1.498 LKW ab 3,5 to, also ein LKW-Anteil von unter 8%. Die Wohnungen an der Ludwig-Thoma-Straße liegen 25 Meter von der Straßenmitte entfernt. Das ergibt im 1. OG einen Mittelungspegel 67,7 dB. Nach der Fertigstellung des Tunnelprojektes soll die Umgehungsstraße um 15% entlastet werden, wären noch 17.162 Fahrzeuge je 24h, der LKW-Anteil ist nur noch unter 5%, nämlich dann 760 LKW, schwärmt das Verkehrsgutachten. Daraus errechnet sich nach der amtlichen RLS 90 (Richtlinie für Lärmschutz an Straßen) ein Mittelungspegel von 65,9 dB.
Mit dem Bau des Kirchholztunnel erreicht man für die Anwohner an der Umgehungsstraße eine Lärmentlastung von unglaublichen 1,8 dB, mit dem neuen Straßenbelag wurden 2 bis 4 dB erreicht, sagt das Straßenbauamt - Die Trennung vom Ziel- und Quellverkehr
ist ein hehres Ziel, das aber im Verkehrsgutachten auch nur in geringem Maße nachgewiesen ist, deshalb wird ja nur eine Entlastung der Umgehungsstraße von 15% prognostiziert. Der Verkehr, der wirklich vollkommen vom Ziel- und Quellverkehr zu trennen ist, wird immer schwerer zu definieren. Gerade beim Schwerverkehr ist es durch Rationalisierung und effizienten Einsatz der Fahrzeuge kaum noch möglich, eine Strecke zu definieren, die nicht diesem Ziel- und Quellverkehr zuzuordnen ist. Heute fährt kaum ein LKW von einem Ort zu einem einzelnen Ziel, meist gibt es unzählige Ent- und Beladestellen.
Und Bad Reichenhall hat definitiv fast 70% Ziel- und Quellverkehr.
Durch die Trennung vom Ziel- und Quellverkehr ist eine Entlastung der Umgehungsstraße zu erreichen, diese Entlastung wird im Gutachten des StBA Traunstein mit 15% prognostiziert, es werden also statt 23.400 Fahrzeugen nur noch 19.900 Fahrzeuge auf der Umgehungsstraße unterwegs sein, so viele wie jetzt auch, mit all dem Lärm und Gestank, und Lärmschutz wird es dafür nicht geben, sagt das Straßenbauamt! - Entlastung der BGL4
Darauf muss man in diesem Zusammenhang nicht näher eingehen; eine Entlastung der Umgehungsstraße ist damit nicht verbunden, wenn der Verkehrsteilnehmer statt der BGL4 die Tunnelstrecke nehmen sollte - Beseitigung der Unfallhäufigkeitsstrecke UH 23
Das hat mit den Problemen der Anwohner an der Umgehungsstraße gar nichts zu tun, es wird dadurch keine Änderungen der Verkehrsbelastung an der Umgehungsstraße geben
Sehr wohl mit dem Lärm an der Umgehungsstraße hat die Aussage des OB Dr. Lackner zu tun, der vor der Wahl sagte, dass er sich unverzüglich für Lärmschutz an der Umgehungsstraße einsetzen wird! Allerdings hat man nach der Wahl nichts mehr davon gehört!
Hocheffizienter Lärmschutz bringt eine Entlastung von bis zu 40 dB, wie das Projektbeispiel hier zeigt.
Und bei entsprechendem Willen durch den Stadtrat möglicherweise erreicht werden könnte
Wenn der OB nach der Wahl so wollte, wie er vor der Wahl angekündigt hat, und zwar zeitnah, nicht in 25 Jahren!
Für eine Lautstärkenverdoppelung oder Halbierung, sind jeweils 10 dB(A) erforderlich
Nun, nach der Wahl plädiert der OB wieder für den Kirchholztunnel, wohl wissend, dass dieses Projekt die nächsten 25 Jahre aus dem Verkehrshaushalt nicht finanzierbar ist
Oder sind dem Oberbürgermeister und der CSU Dinge bekannt, die die Bevölkerung nicht weiß, nicht wissen sollte?
Damit die Dimensionen klar sind:
Mit 2000 Meter Lärmschutz werden fast alle belasteten Wohngebiete abgeschirmt. Mit der Lärmschutzwand werden Werte erreicht, die mit einer Entlastung durch den Tunnel niemals möglich ist
Während die Entlastung mit Tunnel optimistisch auf 3,8 dB(A) hochgerechnet wird, werden mit diesem Lärmschutz fast 40 dB(A) erreicht
Wenn dieser Lärmschutz 4 Meter hoch gebaut wird, kostet das nach ersten Schätzungen knapp über eine Million Euro
Hergestellt ist solch ein Lärmschutz innerhalb weniger Monate
Begründungen, warum das nicht geht:
- Die Stadt hat dafür kein Geld
- denn 2013 wird genau dieser Betrag lieber in eine Parkgarage investiert, damit kann sich der Thermen-Hotel-Investor diese Summe schon einmal sparen
- Den Tunnel baut ja der Bund, kostet uns nichts
- Wenn wir bei dem Tunnel bleiben, haben wir auf ewige Zeiten Ausreden
- Das staatliche Bauamt will sich nicht an den Kosten für Lärmschutz beteiligen
- Es ist zu schwierig, so einen Lärmschutz anzulegen
- Man hat dann keinen Ausblick mehr (genau wie im Tunnel)
Oder möchte man den Tunnel als Öffentlich-Privates-Partnerschaftsprojekt verkleiden?
Auch das ist denkbar, denn den Akteuren fehlt jegliches Maß und Ziel
Aber die Rechnungshöfe haben hier enge Grenzen gesetzt
Oder soll Reichenhall wieder Industriestandort werden, wie es schon einmal war?
Mit dem Tourismus ist hier nicht viel los, vermutlich sind die Leute noch nicht reif dafür, wie es die Kurdirektorin so treffend sagte.
Denn während in ganz Bayern der Tourismus boomt, während in Oberbayern alle Rekorde gebrochen werden, haben wir hier in Reichenhall sinkende Übernachtungszahlen. Wie die Frau Kurdirektorin schon einmal sagte, die Leute sind für diesen Tourismus hier in Reichenhall einfach noch nicht reif!
Also doch wieder Industriestandort, diesmal ohne Sole?
Denn es steht fest -auch wenn von interessierten Kreisen immer wieder einmal das Gegenteil behauptet wird- dass eine Beeinträchtigung der Solequellen nicht ausgeschlossen werden kann. Der Gutachter bestätigt zwar, dass mit großer Wahrscheinlichkeit eine Beeinträchtigung nicht eintritt, aber wenn er sicher ist, kann er es auch bestätigen, dass mit absoluter Sicherheit diese Solequellen nicht beeinträchtigt werden. Die Stadt hat jedenfalls beschlossen, dass eine Gefährdung der Solequellen mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden muss, ansonsten will man auf das Projekt verzichten!
Und weil nicht auszuschließen ist, dass Oberflächen- und Bauwasser bis in das Grundwasser vordringt, soll während der Bauzeit keine Sole zu Trinkzwecken oder dergleichen ausgeschenkt werden, das ist auch Fakt, steht auf Seite 88 des Erläuterungsberichtes.
Und weil interessierte Kreise aus dem Immobilienbereich so unglaublich viel Unsinn verbreiten, sei noch einmal klar auf diese Tabelle des Staatlichen Bauamtes aus Traunstein verwiesen, Lärmentlastung an der Münchner Allee tagsüber 1,1dB(A)
Also während der Bauzeit von mindestens 5 und mehr Jahren soll keine Sole in Bad Reichenhall ausgeschenkt werden
Machen wir halt zu, in der Zeit!
Oder machen wir was anderes, vielleicht können wir das besser?
Bauen wir uns ein Pumpspeicherwerk und Windräder auf dem Predigtstuhl?
Fragt sich nur, wer in so einer Goldgräberstadt dann noch leben will, der Bürgermeister vielleicht?